Ein Science Fiction im Jetzt („Looper“)

Falls sich eine ältere Person Ihres Geschlechts an Ihren Tisch setzen sollte und genau dasselbe wie Sie, der auf das Bestellte wartet, wünscht, in einem dokumentierten Fall waren es ein Kaffee schwarz, ein Steak, innen rot, sowie, wenn ich mich richtig erinnere, Pommes, muss Ihr Gegenüber nicht unbedingt Ihr Alter Ego, von dem Sie noch nichts wussten, sein – es ist gut möglich, dass Sie Ihrem Aeque Ego (meine Schöpfung), also Ihrem gleichen bzw. eigenen Ich, begegnetet sind. Wie das geht? Ganz einfach – Ihr älteres Ich lebt in der Zukunft. Unglückliche Umstände haben ihn aber ins Jetzt verschlagen. Spätestens wenn Ihnen klar geworden ist, wer da Platz genommen hat, sollten Sie versuchen, ihn loszuwerden. Er wird Ihnen nämlich nur Unannehmlichkeiten bereiten. Diese Person ist nur etwas für jene, die Abenteuer suchen, sprich ohne Navigationsgerät durch die Lande brausen. Wahre Desperados eben.

Woher ich das weiß? Ich habe den Film „Looper“ gesehen. In diesem ist das Leben für jene, die die Zukunft nicht kennen, schon ziemlich aufregend. Kommt noch jemand aus der anderen Zeit hinzu, wird es, zur Freude der Zuschauer, chaotisch und spannend, ja sogar so spannend, dass Regisseur Rian Johnson die beiden Männer, die eine Person verkörpern, nicht einmal in die Maske zu schicken brauchte. Bruce Willis sieht also so wie Bruce Willis aus, Joseph Gordon-Levitt bleibt fast immer JGL. Nur für ein paar Sekunden wird er zu Willis. Wie gut, dass ich meinen alten Wehrdienstausweis nicht weggeworfen habe, denn anhand dessen Fotos konnte ich erste Zweifel, mir womöglich auch nicht ähnlich zu sein, schnell ausräumen (nun weiß ich, wozu er gut war). Schrieb ich aus der Zukunft, würde ich im Jetzt so wie auf dem Bild aussehen. Vermutlich hätten maskierte und geschminkte Protagonisten den Film nur kaputt gemacht.

Willis ist natürlich jener Joe, der in der Zukunft lebt, leider aber wieder ins Jetzt, wo in ein grausames Schicksal erwartet, zurückgeschickt wird. Diesem hätte er sich sicherlich nicht widersetzt, wenn nicht seine Frau ermordet worden wäre. Nun sinnt er auf Rache – er will das jüngere Ego des „Regenmachers“, der seine Leute beauftragt hat, ihn in die Zeitmaschine zu setzen, töten. Stirbt dieser, stirbt auch der mächtige Pate der Zukunft. Unglücklicherweise ist das jüngere Ich gerade mal 5 oder 6 Jahre alt. Es wird aber schnell klar, dass nur ein Kind diese Entwicklung hat nehmen können. Klingt kompliziert? Keineswegs. Der technische Schnickschnack hält sich in Grenzen. Und es wird nicht ständig hin und her gezappt. Dafür gibt es tolle Schießszenen. Besonders der ältere tut sich da hervor – wer den Trailer nicht gucken will, kann dich das hier ein Bild machen (Stylo; ab der 6.30 Minute). Dann wird, was ich besonders gerne mag, jedoch untypisch für das Genre ist, relativ viel gesprochen. Und es macht auch Spaß, den Dialogen zu folgen.

Dass in einem Sience Fiction, der im Jahre 2044 spielt, längere Passagen an die große Zeit Hollywoods erinnern, finde ich erstaunlich. Jene Szenen, in denen Gary Grant im Film „Der unsichtbare Dritte“ in einem Maisfeld um sein Leben rennt, werden wieder wach. Lillian Gishs resolutes Auftreten gegenüber Mitchum in „Die Nacht des Jägers“ wird lebendig, Dann taucht plötzlich ein gewisser „Oskar“ vor mir auf (mehr verrate ich nicht). Toll, dass sich Johnson von diesen Filmen hat inspirieren lassen. In diesem Film stimmt einfach alles – ein richtiges Meisterwerk. Noch besser als die beiden, die Joe verkörpern, sind Emily Blunt (Sara) sowie ihr Filmsohn. Eine Nominierung für den Oskar in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“ würde mich nicht überraschen. Und wie sind sie nur an den Jungen gekommen? Der ist einfach einmalig. Levitt spielt auch stark. Seine Synchronstimme klingt aber zu jungenhaft.Seine Stimme (Trailer) ist wesentlich kräftiger und ausdrucksstarker. Es ist sicherlich keine schlechte Idee, sich das das Original anzuschauen.

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