Ein Paar Skier fürs ganze Leben

Was für eine Ironie des Schicksals – ausgerechnet Merkel, die, um über jeden Verdacht, sie könnte Eigenschaften, die nur DDR-Bürger eigen sind, aufweisen, immer den Eindruck zu erwecken versucht, sie habe als Westdeutsche in der DDR gelebt, wird nun etwas zum Verhängnis, worunter viele, die im Osten aufgewachsen sind, immer noch leiden: Wir Ostdeutschen trennen uns nur ungern von Gegenständen. Während die Westdeutschen alle 8 Jahre ihre Wohnungseinrichtungen wechseln, haben wir diese für unser ganzes Leben. Und ein Auto, anders als im Westen, aus dem kolportiert wurde, nach 4 Jahren sollte man es abstoßen, gehörte mindestens 10 Jahre lang zur Familie. Ging etwas kaputt, wurde erst versucht, es zu reparieren. Die Option, den nicht mehr funktionstüchtigen Gebrauchsgegenstand durch einen neuen zu ersetzen, wurde als letzte wahrgenommen, auch weil es nichts Passendes zu kaufen gab. Das hat nichts, wie ich fälschlicherweise des öfteren lesen konnte, mit der Geiz-ist-geil-Mentalität zu tun – Zweck der Reklame ist es ja nicht, die Leute zu animieren, so wenig wie möglich zu kaufen, sondern so viel wie möglich preisgünstig zu erwerben.

Eigentlich spricht nichts dagegen, mit einem Paar Skier durch das ganze Leben zu kommen. (Die Skischuhe-Mode, die sich meines Wissens ständig ändert, könnte das nur verhindern. Ein Paar im Leben scheint mir zu wenig zu sein.) Die Skier, auf denen sie stürzte, sind weitaus jünger als sie. Auf rund 20 Jahre wird deren Alter geschätzt. 20 Jahre unfallfreies Fahren. Das verdient Respekt. Und wenn die Skier nicht beim Sturz zu Bruch gegangen sind, könnte Merkel diese beim nächsten Weihnachtsurlaub in St. Moritz benutzen. Dann sind wir live dabei. Alle werden darüber berichten, wie sie sich in der Loipe schlägt. Vermutlich kann man in England bereits darauf wetten, ob sie wieder laufen wird. (Für 2 Pfund bekäme man dann ein Pfund zurück.) Eine Wette darauf, ob sie wieder die alten Skier benutzt, fände ich wesentlich interessanter. Beim Einsatz eines Pfundes gäbe es 100 Pfund zurück. Das zeigt, wie unwahrscheinlich es ist, sie noch einmal auf den Oldtimer-Skier zu sehen. Sicherlich würde sie diese wieder nehmen wollen. Aber der Druck, sich neue zu kaufen, ist einfach zu groß. (Der Hersteller, der zu Weihnachten stolz verkündet hat, Merkel würde sein (veraltetes) Produkt benutzen, hat ihr schon ein neues Paar, kostenlos versteht sich, angeboten.) Mit dem Kauf neuer würde sie zeigen, dass sie den Kapitalismus, wie er im Augenblick existiert, verstanden hat (24 Jahre sind ja lang genug.) Der funktioniert nur, wenn man viel kauft. Wenn man alles hat, müssen Dinge, die nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, durch neue ersetzt werden. Wie eben Skier.

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Eine Antwort zu Ein Paar Skier fürs ganze Leben

  1. Isabella sagt:

    Generally I don’t read article on blogs, however I wish to say that this write-up very pressured me to take a look at and do so! Your writing taste has been amazed me. Thanks, very nice article.

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