Doubles helfen auch nicht weiter

Weltoffener und gebildeter geht es wirklich nicht – während anderenorts ein Mann, der auf dem Marktplatz an einem extra für ihn eingerichteten Autogrammstand (natürlich vor Reklamewand und mit Gefolge) von sich behauptet, Fàbregas zu sein, stundenlang kaum beachtet werden würde, musste dieser in Halle nach nur 10 Minuten das Feld räumen. Der Andrang war so groß, dass die Gefahr bestand, die lokale Presse und das Fernsehen könnten bald auftauchen. Ob Deutschlands rasantester Sportreporter – er spricht so schnell, wie Usain Bolt läuft, wobei ich den Eindruck habe, dass er, wie eben der Jamaikaner auch, noch lange nicht sein Potential ausgeschöpft hat – den Schwindel entlarvt hätte? Aber sicher. Sich als echter Fàbregas unter Mithilfe einer falschen Entourage Regionalfernsehen zu stehlen, wäre dennoch einen Versuch wert gewesen. Ob die Studenten der Burg, die diese brillante Idee glaubhaft umsetzten, die Aufnahmen, die sie machten, ins Netz stellen, ist nicht raus. Es wäre schön, die Aktion auf Youtube sehen zu können.

Diese Aktion macht Mut auf mehr. Vielleicht ist es bald möglich, Leute, die wir fast jeden Tag im Fernsehen sehen können, durch Doppelgänger zu ersetzen. Bis jetzt geht das nur in Filmen, von denen mir partout keiner auf Anhieb eingefallen ist. Unerklärlicherweise sind mir nur Streifen, in denen Zwillinge die Hauptrollen spielen, allen voran diverse Männer mit eisernen Masken, in den Sinn gekommen. Dabei haben viele Regisseure sich mit der Idee, in ihren Produktionen Leute, die sich zum verwechseln ähnlich sind, handeln zu lassen, anfreunden können. Einige haben sogar Meisterwerke geschaffen. Zu meinem Erstaunen sind die wenigsten Doppelgänger in Filmen Politiker. Das bei der hohen Politikverdrossenheit. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich der einzige sein soll, der glaubt, Ebenbilder der jetzigen Politiker würden, auf einigen Ausnahmen mal abgesehen, eine wesentlich bessere Figur abgeben. Leider ist das mit dem Ändern nicht so ganz einfach. Wer glaubt noch, den echten Gauck vor sich zu haben, wenn sein Double plötzlich darauf verzichtet, das Wort Freiheit zu gebrauchen? Jeder würde sofort denken, man muss ihm etwas angetan haben. Erpresst man ihn? Ist er Katholik geworden? Wir wären misstrauisch. Selbst die Ankündigung, das Rentenalter auf 55 herabzusenken, würde die Menschen nicht dazu bringen, ihm zu folgen. Gauck müsste wohl zurücktreten. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Leute in der Politik ihre Meinung ständig wiederholen – das macht es unmöglich, sie gegen andere auszutauschen. Den neuen Macher müssten genauso wie die alten reden und handeln. Wer will sich dafür schon hergeben. Ausgerechnet die Beschäftigten jenes Berufszweigs, von dem viele glauben, in dem würden besonders viele Doppelgänger gebraucht, sind unersetzbar. Das ist wirklich ein Schock. Nun weiß ich auch, warum Regisseure den Austausch von Politikern nicht so toll finden. Es ist halt schwer, glaubwürdig zu sein. Was macht es für einen Sinn, wenn im Film ein Schauspieler zwei Charaktere, sich sich nicht unterscheiden, mimt? „Der große Diktator“ bleibt die großen Ausnahme.

In 15 Minuten waren die Konzerte Kate Bushs ausverkauft. Fünf hat sie noch daran gehängt. Wunder der Technik – mir ist rätselhaft, wie das bei 22 Auftritten möglich sein kann. Vielleicht schreibt ja mal jemand, wie das funktioniert.

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