Es ist Parteitag, der bei den Grünen Bundesdelegiertenkonferenz heißt, und keiner geht hin (stell Dir vor habe ich weggelassen, weil es so abgedroschen klingt), was im Falle eines Treffens der Mitglieder einer Partei die normalste Sache der Welt ist – man will unter Seinesgleichen sein. Das ist auch gut so. (Lesern, die Wowi vermissen, kann ich Hoffnung machen – der Mann ist untergetaucht, um Kanzlerkandidat der SPD zu werden. Angesichts der angespannten Personallage bei der alten Tante würde ich mich nicht wundern, wenn die Genossen ihn flehentlich bitten würden, in den Ring zu steigen. Beckenbauer könnte ihm da einige Tipps, wie man das am besten bewerkstelligt, geben.) Ehrlich gesagt ist es auch recht schwierig, zu den Grünen vorzustoßen. Zum einen weiß kaum jemand, dass sie in Halle sind (ich habe es am frühen Abend von Phönix erfahren), zum anderen haben sie sich einen Veranstaltungsort ausgesucht, der derart abgelegen ist, dass sie nur hoffen können, niemand möge auf die Idee kommen, am späten Abend auf dem nahen S-Bahnsteig weithin sichtbar einen Koffer zu platzieren – da Halle den Grünen nicht wohlgesonnen ist, bliebe ihnen nichts weiter übrig, als darauf zu warten, bis die Polizei den Kasten gesprengt hätte. (Ich weiß gar nicht, ob das wegen des Lärms nachts erlaubt ist.) Ich räume ein, dass ich mich, wenn ich ein Auto hätte, ebenfalls nicht darum reißen würde, die Delegierten in ihre Hotels zu fahren. Nur wenn ich Frau Roth fahren dürfte, würde ich mich ohne Zögern ins Auto setzen. Schon um herauszufinden, ob die Sachen, die sie trägt, tatsächlich so bunt sind, wie sie im Fernsehen erscheinen, sofern das im Dunkeln überhaupt möglich ist (womöglich phosphoresziert ihre Kleidung sogar). Jammerschade, dass sie niemand in der Stadt zu Gesicht bekommt. Sie hätte das Stadtbild wesentlich belebt, denn Buntes ist hier nicht sehr angesagt. (Mit Farben haben die Evangelen nicht viel im Sinn.) Überhaupt hätten die Grünen gut daran getan, in der Innenstadt ihren Parteitag abzuhalten. Eine Partei, deren Wähler hauptsächlich in den Städten leben, muss bestrebt sein, ihrer Klientel so nahe wie möglich zu sein. Erst recht in einer Stadt, die wegen ihrer Größe eigentlich zu deren Hochburg gehören müsste. Wenigstens ist das Ambiente halbwegs ansprechend, was ich über die Dekoration, das die CSU gewählt hat, nicht sagen kann. Aber was spielt das für eine Rolle, wenn Merkel kommt? Die Frau, die zugleich „Mutti“ und „Königin“ ist (wie Queen Mum), hat sich in die Höhle des Löwen begeben. Und ist bei den rauen Bayern gut angekommen, wobei sie sich fragwürdiger Formulierungen bediente, wie die Deutschen sollten ihre gute Seite zeigen und Flüchtlingen, die nicht berechtigt seien, Asyl zu erhalten, zulächeln, wenn man sie abschieben würde, oder sie kurzerhand einen europäischen Wettbewerb, in dem gerungen wird, wer am schnellsten abschiebt, ausrief. Seehofers langatmige, humorlose und selbstgefällige Dankesrede waren dann zu viel des Guten – an dessen Ende verließ sich fluchtartig den Saal.
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