Der Rücktritt hat eine neue Bedeutung erfahren

Sie brauchen ja nicht gleich zu sterben wie unter Friedrich II., der seinen Soldaten, die sich in der Schlacht von Kolin zurückzogen, statt weiter auszuharren, zugerufen haben soll, „Hunde, wollt ihr ewig leben“ – heute reicht es aus, wenn ein Prominenter, dessen Stern im Sinken begriffen ist, ja sogar in eine Schwarzes Loch zu drohen fällt, seinen Rücktritt erklärt. Jedenfalls ist es bis zum Anfang dieser Woche dieses Procedere noch Usus gewesen. Dann kamen Löw und Seehofer – während erstgenannter ein klassischer Rücktritts-Verweigerer ist, hat der Bayer den Rücktritt als Waffe, mit der man zumindest eine Schlacht gewinnen kann, für sich entdeckt. Ob sich damit auch ein Krieg gewinnen lässt, muss sich noch herausstellen, denn ein zweites Mal funktioniert die Drohung nur, wenn er mit seinen Transitzentren, in denen jene, die in anderen EU-Ländern bereits registriert wurden, höchstens 19 Tage verbringen sollen (Söder war im ZDF wichtig, zu erwähnen, dass diese nur Verpflegung und Unterkunft bieten), Erfolg hat. Was aber ist, wenn diese aufgrund der Verträge, die er mit den Einreiseländern unterzeichnet hat, zwar errichtet werden können, jedoch kaum jemand an der Grenze festgenommen wird? Sollte sich sein Projekt als „Weißer Elefant“ erweisen, nimmt Merkel Seehofers Rücktritt dankend an. Vermutlich hätte dann selbst die CSU nichts dagegen. Dessen Plan ist zum Erfolg verdammt. Die CSU braucht möglichst viel Festnahmen. Wenn alle Verträge unterzeichnet sind, müssen die Beamten, die Überschichten en masse schrubben dürfen, ran. Da die Bayern nachgesagt wird, ihnen wäre eine gehörige Portion zivilen Ungehorsam eigen, werden am Ende noch die Urlauber, die sich in dieser Gegend erholen wollen, aufgefordert, verdächtige Personen zu melden (pro Flüchtling gibt es zwei kostenlose Übernachtungen in Bayern). Und was ist, wenn die Migranten nun über den Bayerischen Wald kommen? Er braucht Erfolge. Im Gegensatz zu Seehofer würde sich jedoch niemand freuen, wenn Löw auch scheiterte, sprich die „Mannschaft“ bei der Europameisterschaft die Gruppenphase nicht überstehen sollte. Zwar müsste er seinen Rücktritt einreichen, jedoch wäre die Aufregung darüber bei weitem nicht so schrill wie heute. Viele werden gemerkt haben, dass die Deutschen nicht unbedingt dabei zu müssen, um Spaß am Gucken zu haben. Bei mir hat das Ausscheiden der „Mannschaft“ dazu geführt, dass ich seitdem Jogi-Löw-T-Shirts trage (da diese mir eine kerzengerade Haltung abverlangen, habe ich nun das Gefühl, schlanker geworden zu sein). Leider haben dessen Spieler sich nicht von dessen Haltung inspirieren lassen – es soll viel Streit gegeben haben. Alt gegen jung, so heißt es. Statt in einem Luxushotel hätte Jogi seine Spiele lieber auf eine Abenteuerreise, in der jeder vom anderen abhängig ist, schicken sollen. Zwei oder oder drei Tage auf einer schmelzenden Eisscholle, die in Richtung Island treibt. Das hätte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mannschaft gestärkt. Und Löw beobachte die Situation von auf einem Eisbrecher aus in einem seiner berühmten T-Shirt. Mit dieser Vorbereitung hätten wir gestern Brasilien mit 9 Toren geschlagen.

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