Der Goldjunge ist zurück – jeder will LV sein

Paul ist zurück und Halle atmet auf, da die Stadt nicht mehr darüber sinnieren muss, dem Biedermann womöglich Geschenk, mit dem er überhaupt nicht glücklich wird, gemacht zu haben – seit die neue Schwimmhalle, die ohne dessen Betreiben nie gebaut worden wäre, steht, ist er bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen leer ausgegangen. Drei Jahre lang hat dieses Martyrium für ihn und für jene, die deutsche Sportreporter im Besonderen und van Almsick im Speziellen nicht abkönnen, gedauert (einzig die erfrischenden Antworten seiner Freundin Steffen haben mich zum Weitergucken animiert). Da die nicht mehr aktiv ist, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als wieder Medialen zu gewinnen. (Auch um seiner Freundin van Almsicks unsachlichen und verletzenden Kommentar zu ersparen. Da stellt sich die Frage, wie ihr Sohn Don-Hugo es schafft, mit ihr zurechtzukommen.) Sehr zum Wohle der Stadt, die nun wieder hoffen kann, dass Halle zu einem Mekka des Schwimmsports wird.

Ob die Personen, die in die Netzpolitik.org-Affäre involviert sind, zum Wohle des Staates gehandelt haben, kann ich nicht beurteilen. Mich wundert nur, dass es überhaupt noch Geheimnisse gibt. Wenn Fußballtrainer während eines Spiels aus Angst, Spione des Gegners könnten den Inhalt von ihren Lippen ablesen, sich mit vorgehaltener Hand darüber austauschen, welchen Spieler sie auswechseln möchten, müssen unsere Möglichkeiten, etwas für uns behalten zu können, arg geschrumpft sein. Während der Staat den gläsernen Menschen, der sich selbst nur halb so gut wie jene kennt, die Daten über ihn sammeln, kreiert, macht er ein großes Theater, wenn die Menschen etwas, was sie nicht wissen sollen, über ihn erfahren, selbst wenn es ein offenes Geheimnis ist. Dass der Verfassungsschutz eine Einheit, die sich dem Ausbau der Überwachung des Internets widmet, gegründet hat, sollte niemanden überraschen. Dass der ehemalige Generalbundesanwalt trotzdem gegen die, die das veröffentlicht haben, ermittelt hat, schadet dank des großen Interesses, das seine Vorgehensweise bei der Bevölkerung erweckt, nicht der Demokratie. Ganz im Gegenteil – hätte man ihn weiter machen lassen, wäre eine noch breitere Diskussion über das Thema zustande gekommen. Mit Maas‘ Entscheidung, ihn zu entlassen, wächst Gras über die Sache. Ganz glücklich hat der „ewige Abiturient“ nicht ausgesehen. Er hat er verkündet, sich nicht einmischen zu wollen. Dann hat er es doch getan. Das Thema jedenfalls ist erst einmal vom Tisch. Einem echten Blogger muss ein eventueller Landesverrat egal sein – die Ehre gebietet es ihm, selbst die heikelsten Dinge zu veröffentlichen. Sollte ich von jemanden Material erhalten, aus dessen erster Seite bspw. zu entnehmen ist, nur Merkel dürfe diese Akte, die besagt, Deutschland habe heimlich die Atombombe gebaut hat sowie sich 20 dieser Bomben zugelegt, lesen, würde ich sie selbstverständlich veröffentlichen. Vermutlich wäre ich gar verpflichtet, dies publik zu machen. Über den Effekt bin ich mir aber nicht ganz im Klaren – ich glaube, die Meldung würde ihrer Partei die absolute Mehrheit im nächsten Bundestag bescheren.

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