Der Abstieg der Konservativen

Wer hätte vor noch 3 Jahren gedacht, dass ausgerechnet die Konservativen, die über die Linken seit deren Bestehen gesagt haben, sie seien unwählbar, da sie an der Regierung das Land zugrunde richten würden, nun diejenigen sind, die die Dinge an die Wand fahren, und das nicht nur in schöner Regelmäßigkeit, sondern auch noch in einem Ausmaß, das keine linke Partei je in Europa zustande gebracht hat. Angefangen hat alles mit dem Camerons Entscheidung, sich vom Volk bestätigen zu lassen, dass sein Königreich in der EU bleibt. Was hinter dem Eisernen Vorhang bis zum Ende des Sozialismusses immer geklappt hat, ging auf der Insel gehörig schief, was wohl noch halbwegs reparabel gewesen wäre, hätten die Konservativen ein Konzept, das besagt, was im Falle des Sieges der Austrittsbefürworter zu tun sei, erarbeitet. Statt einer Strategie obsiegte das Chaos mit dem schönen Effekt, dass seit kurzem die Mehrheit für einen Verbleib ist. Wer auf Brexit bedeutet Brexit in der Hoffnung gesetzt hat, wenigstens einmal in seinem Leben zu gewinnen (und wenn es nur der Einsatz ist), muss nun fürchten, gar nichts zu bekommen. In Spanien haben die Konservativen, so wie auch May in diesem Sommer, gestern die Katalanen in der Überzeugung wählen lassen, sie würden jene Parteien, die für die Unabhängigkeit kämpfen, gewaltige Stimmeinbußen bescheren. Wie (fast) immer, wenn Konservative in diesen Tagen Wahlen anberaumen lassen, ist das gehörig schief gegangen. Nichts hat sich geändert, außer dass Puigdemont jetzt vom Exil aus Katalonien regieren könnte, sollten die ehemaligen Regierungsparteien wieder zu einander finden. Das wäre mal etwas völlig Neues, jedoch fürchte ich, dass irgendein Verfassungsparagraph dieses Unterfangen unmöglich macht. Und dann gibt es ja noch Rajoy, der für diesen Fall schon weiß, wer die fünf Parlamentarier sind, die es, um Puidgemonts Wahl zu verhindern, festzusetzen gilt. Womit ich schon beim großen Dilemma der Konservativen bin – da sie denken, sie wären in der besseren Position, beschränkt sich ihr Tun nur auf das Drohen, Einschüchtern, Bluffen, Festnehmen, Anklagen, Verschleiern, Herumdrucksen etc.. Sie glauben, sie seien wie Clint Eastwood. In Wirklichkeit sind sie wie jene, gegen die er kämpft. Von ihnen zu erhoffen, sie könnten den Wählern Wege, die aus dem Chaos führen, das sie oft selbst verursacht haben, aufzeigen, ist völlig illusorisch. Und wenn sie mal eine Wahl gewinnen, häufen sie gleich Probleme an, wie etwa den Streit um die doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler, die ÖVP/FPÖ Regierung in Wien den deutschsprechenden Italienern angeboten hat. Die länderübergreifende Krise scheint vor der CDU/CSU bzw. Deutschland wegen Merkels Beharren, nur in einer Koalition weiterzuregieren, nicht haltzumachen. Wegen ihres starren Festhaltens an einer Koalition ist sie in einer passiven Rolle, also völlig abhängig davon, was die SPD unternimmt. Dabei müsste sie den aktiven Part übernehmen, sprich der Öffentlichkeit zeigen, dass sie nach allen möglichen Wegen sucht, weiterzumachen. Damit hat sie sich schon vor ihrer neuerlichen Vereidigung zur Lame Duck gemacht. Ihre Inaktivität wird der CDU bei Neuwahlen die Stimmen jener AfD-Wähler, die sich von Gauland und Co. mehr erhofft haben, kosten. Es sieht ganz danach aus, als ob die Konservativen aus dem Schlamassel nicht herauskommen würden.

Selbst die City hat erkannt, dass Corbyn ihr weniger als May schadet.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert