Hochmut kommt vor dem Fall, darum bedaure ich mich nicht im geringsten, dass ich wegen meiner Arroganz und Faulheit einen Titel, der mir für diesen Artikel den ganzen Tag auf der Zunge gelegen hat, nicht mehr verwenden kann – ausgerechnet die TAZ, deren Witz ich, von einigen Ausnahmen mal abgesehen, nicht sonderlich mag, hat mir einen Strick durch die Rechnung gemacht. „Ab heute wird zurückspioniert“ lautet der Titel eines Artikels, den ich hier nur der Form halber verlinkt habe, da die Überschrift nicht das hält, was sie verspricht. Dafür kann die TAZ am wenigstens. Es liegt an den Politikern, dafür zu sorgen, dass der BND auch in den USA spionieren darf. Wenigstens macht die Überschrift allen jenen Staatsbedientesten, die schon immer sehnlichst darauf gewartet haben, ihr Gehalt mit ein paar Euro aufbessern zu können, Hoffnung, bald ihre Informationen verkaufen zu dürfen. Das aber auch nur, wenn sie der deutschen Sprache mächtig sind. Das sind wohl die wenigsten. Um es dem BND mit dem Werben leichter zu machen, habe ich mich entschlossen, die Überschrift zu dechiffrieren. Vielleicht liest ja der eine oder andere diesen Artikel, den sicherlich die NSA speichern und mit einem Algorithmus auswerten wird (es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre). Darum habe ich mir erlaubt, die Überschrift ins Englische zu übersetzen – „Spying back from today“. Was will ich damit erreichen? Da die US-Geheimdienstler wissen, dass niemand von ihnen für die Deutschen arbeitet, ist das für sie das Zeichen, sich mit dem BND in Verbindung zu setzen. Das ist aber nicht ganz einfach. Die Schlapphüte ziehen nämlich gerade von München nach Berlin. Das letzte, an das man während der Umzugsplanungen denkt, ist, ein Callcenter, das die Angebote entgegennimmt, einzurichten. Wer konnte im Vorfeld schon ahnen, dass die USA Daten über Deutschland kaufen würden? Potentielle Interessen sollten sich also noch etwas gedulden. (Um mich nicht bei den deutschen Diensten verdächtig zu machen, verzichte ich darauf, weitere Tipps in in englischer Sprache zu geben.) Natürlich wäre es billiger, wenn sich der eine oder andere Agent Wolfs („Mann ohne Gesicht“) aktivieren ließe. Leider sind die alle schon in Rente. Neue einzuschleusen ist nahezu unmöglich. Bleibt nur, darauf zu hoffen, dass sich Amerikaner anbieten mögen. Das wird teuer (ob Schäuble schon seine Sparziele gefährdet sieht?) – am anderen Ende des Teichs verdient man in diesem Metier recht gut. Nur notorische Weltverbesserer, die sich mit der Welt, wie sie ist, nicht abfinden wollen, sind eine Gefahr. Während die USA für 10.000,00 € zig Dokumente erhalten haben, können angesichts des guten Verdiensts und der weitaus höheren Strafen, die ihn im Falle des Auffliegens erwarten, die Deutschen froh sein, wenn sie für diesen Betrag eine Seite mit außerordentlich Brisantem erhalten würden. Am Ende wissen sie in Berlin noch nicht einmal, ob die Daten wirklich echt sind. Das mit der Gegenspionage ist wirklich kein gutes Geschäft. Und dann besteht die Gefahr, die Amerikaner könnten einen Fall, über den die ganze Welt lacht, inszenieren. Die Politik muss sich etwas anderes einfallen lassen. Wie wäre es mit Romeos? Bei der Stasi hat sich diese Methode bewährt. Jeder, der Till Schweiger ähnlich sieht und so spricht wie er (das mögen amerikanische Frauen), muss rüber. Ab heute bleibt nichts mehr verborgen.
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