Das große Super-Duell (dank Stoiber)

Erst habe ich mich gefragt, ob Edmund Stoiber schon Enkel, die in diesem Jahr zum ersten Mal wählen dürfen, hat, worauf nach wenigen Sekunden, ohne dass mich deren Alter noch interessiert hätte, gleich die Frage umtrieb, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er nach dem Ausscheiden aus dem Amt des bayerischen Ministerpräsidenten mehr Zeit in Wolfratshausen verbracht hätte, denn wenn ein vielbeschäftigter Mann wie er, dessen größte Leidenschaft, so wurde gemunkelt, das Aktenstudium gewesen sei, auf die Idee kommt, Stefan Raab als Moderator für das Kanzlerduell vorzuschlagen, lag es natürlich nahe, zu vermuten, seine Enkelkinder müssen ihn mögen, was mich, wäre ich Opa, veranlassen würde, alles zu tun, um ihnen den Raab zu vergnatzen. Dazu ist es aber nun zu spät, jedenfalls für jene, die ihn nicht beim Duell dabeihaben wollen (die Mehrheit) – Raab wird moderieren. Und da im Hause Stoiber noch keine Enkel, die vor dem September 18 sind, vorhanden sein werden, kann ich ihm nur wünschen, dass jeder von ihnen (bisher sind es fünf) Fan des Kölners wird. Getreu dem Motto „auf deutschen Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen“ (Wolfgang Neuss) soll bei den Stoibers nie mehr der Raab ausgehen, wobei jene, für die er komponiert hat, wie z.B. Lena, natürlich gehört werden dürfen. Nur Raab wäre zu viel Strafe.

Eigentlich habe ich nichts gegen ihn (Harald Schmidts Antwort „Hat’s den Papst gestört, als Luther kam?“ auf die Frage, was er von Raab halte, hilft immer noch ungemein.). Die Zeiten, als er wegen zu derber Scherze vor dem Kadi landete, sind jedenfalls vorbei, wobei mir am Anfang seiner Karriere dessen Fans auch nicht ganz geheuer waren – jene, die ihn Bioleks Talkshow (bin ich er einzige, der sich nach seiner „Kochshow“ sehnt?) anbeteten (alles Pennäler), fand ich blasiert (selbst Nobelpreisträger hätten Mühe gehabt, deren Blasiertheits-Grad zu erreichen).

Die Zeiten ändern sich, nichtsdestoweniger halte ich es für falsch, einen omnipräsenten Unterhalter auf Merkel und Steinbrück zu hetzen. Wenn Raab fragen darf, ist es (hoffentlich) nicht mehr weit, bis ein Zufallsgenerator die Fragenden, sehr zum Bedauern der Datenschutzbeauftragten, aus den Einwohnermeldeämtern wählt. Nur wer unter Lampenfieber leidet, darf die Wahl abwählen.

Da die Kandidaten unterschiedlicher nicht sein können, ist es eigentlich völlig egal, wer fragt. Natürlich meine ich nicht, was sie sagen (beide haben vier Jahre lang zusammengearbeitet), sondern wie sie es sagen – der schnelle Steinbrück gegen die behutsame Merkel. So etwas gab es noch nie in Deutschland. Steinbrück muss aufpassen, dass es ihm nicht so ergeht wie dem polnischen Schauspieler, der im Film „Sein oder Nichtsein“ sich derart in die Rolle eines deutschen Generals steigert, dass aufgrund seines Redeflusses und Mitteilungsbedürfnisses die Aktion (ein Kollege soll aus dem Gestapo Quartier in Warschau herausgeholt werden) droht, aufzufliegen. Vielleicht findet sich bis zum September jemand, der es schafft, dessen Sprechtempo zu drosseln. Merkel ist da im Vorteil – ihr langsames Sprechen suggeriert, sie sei seriöser. Mein Vorschlag – jemand sollte die Wörter zählen (ich weiß nicht, ob ein Computer das schon kann). Wenn Steinbrück in der vorgegebenen Redezeit mehr Wörter als Merkel von sich gibt, muss die laut neuem Reglement der nächsten Antwort genauso viel sagen wie der SPD-Mann. Das könnte Steinbrück helfen – sollte es bei Merkel doppelt so lang wie bei Steinbrück dauern, hat er gute Aussichten, das Duell zu gewinnen.

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