Das Empire lebt

Je länger das Brexit-Drama dauert, desto öfter fange ich an, mich zu fragen, ob dem Führer, als er den Hitlerjungen die Worte „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ schreiend an den Kopf warf, klar war, dass bei einer Spezies in der Nähe des Kontinents diese drei Eigenschaften derart vollkommen waren, dass so gut wie keine Chance bestand, deren Level in kurzer Zeit zu erreichen. Daher hätte er vermutlich bis zu seinem 70. Lebensjahr warten müssen, um eine Chance zu haben, Europa dauerhaft zu besetzen. So viel Geduld hatte er zu unserem Glück nicht. Während der Führer und sein Reich schon lange tot sind, scheint das Empire immer noch zu leben, was sich am Verhalten von Jeremy Corbyn zeigt, der gerade dabei ist, ein tragischer Held, die typisch für diese Zeit waren, zu werden. Jeremy hat sich ausgerechnet Colonel Nicholson, der der Moral wegen seine Truppe dazu bringt, mit Feuereifer eine Brücke zu bauen, die den Japanern hilft, schneller Truppen an die Front in zu transportieren, ausgeguckt. (Wer an den Film „Die Brücke am Kwai“ denkt, liegt völlig richtig). Natürlich sorgt Jeremy sich nicht um Kriegsgefangene, sondern um seine Parteimitglieder, von denen er denkt, sie könnten ohne ihn nicht auskommen. Während seine Fraktion ihn mit großer Mehrheit aufgefordert hat, zurückzutreten (da er statt der 50 nur noch 40 Unterstützer hat, dürfte er gar nicht mehr für den Parteivorsitz antreten), sind ihn ausgerechnet junge Parteimitglieder, die er wegen seines Desinteresses an der Remain-Kampagne um ihre Chancen gebracht hat, hörig. Wie Colonel Nicholson hat Jeremy ehrenwerten Absichten, nur schafft er es nicht, sich für die EU zu erwärmen, was ihn als Parteiführer Labours unmöglich macht. Jeremy bringt es nämlich in dieser Zeit fertig, zu den Menschen zu reden, ohne Britanniens Stellung in Europa zu erwähnen, geschweige denn für dessen Verbleib in der Union zu kämpfen. Dank eines Oppositionsführer, der völlig die Orientierung verloren hat, wird es Boris leicht fallen, das Land in die Katastrophe zu führen. Hoffentlich wird es nicht zu leicht für ihn, denn sonst könnte er noch auf den Gedanken kommen, für weitere Übel, an die gar keiner zu denken wagt, zu sorgen (Tommys in Syrien, das wäre mal was). Natürlich gehört Boris auch zum Empire, schon wegen Eton, wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie dort noch stolz auf ihn sind. Angesichts des Chaos‘, das er angerichtet hat, müssen Eliteschulen nun fürchten, der Normalo könne auf die Idee kommen, Eltern schickten ihre Kinder auf Privatschulen, weil diese in normalen Klassen Schwierigkeiten haben müssen. Folgt man dieser Theorie, ließe es sich trefflich darüber streiten, ob Boris‘ Schulgebühren nicht viel zu niedrig ausfielen, was wegen der Kausalität, die zwischen der Höhe der Gebühren und des Selbstbewusstseins besteht, mir kein guter Gedanke zu sein scheint. Um diese zu mildern, bräuchte es viele Borise. Das können sich nicht einmal die Briten leisten.

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