von Triers schmerzloser Weltuntergang

Es gibt Filme, die ich mir nur anschaue, um herauszufinden, ob der Hype, der um diese gemacht wird, auch gerechtfertigt ist, womit jedem, der sich regelmäßig über das Filmgeschehen informiert, klar sein dürfte, um welches Stück es heute geht – die Superkritik, die von Triers Melodram „Melancholia“ zuteil wurde, hat mich, der sich nicht zu den Verehrern seines bisherigen Werks zählt, ins Kino getrieben. Und nach mehr als zwei Stunden im Lichtspielsaal muss ich sagen, dass es mir sehr schwer fällt, zu verstehen, warum von Trier so viel Anerkennung gefunden hat, denn richtig sehenswert ist der Film nur am Anfang, als der Däne aus der Perspektive des Alls den ungleichen Kampf zwischen der Erde und „Melancholia“, einem Ungetüm, das diesen Namen wirklich nicht verdient, zeigt, sowie am Ende, als sich die Protagonisten auf den Untergang vorbereiten. Fast hätte ich mir gewünscht, dass die Erde in einen Gasplaneten, in dessen Innerem alles, also auch die Menschen (gasgefroren), erhalten bleibt, eingetaucht. Irgendwie finde ich es schade, dass sich von Trier für die Variante, die keine Spuren hinterlässt, entschieden hat – die Art und Weise, wie die Akteure versuchen, dem sicheren Tod durch die Hochgeschwindigkeitswalze entgegenzutreten, verdient, für die „Nachwelt“ konserviert zu werden. Dass sich dennoch mein Mitgefühl in Grenzen hielt, muss am Plot bzw. am Regisseur gelegen haben – der hat, so mein Eindruck, sich zum Ziel gesetzt, einen unsentimentalen Abschied, bei dem unter keinen Umständen geheult werden darf, zu inszenieren. Ein Indiz dafür ist die Kamera, die während der Dialogszenen von einem Gesicht urplötzlich ins andere springt; derart schnell und abrupt geht das, dass ich fast den Eindruck habe, die Filmcrew muss die Story für bare Münze genommen haben, was deren Nervosität erklären würde. Und an manchen Stellen ist es sogar ein wenig wacklig gewesen. Die Kameraführung macht es den Zuschauern wirklich schwer, den Akteuren nahe zu kommen. Die Dialoge sind auch nicht die Welt – einzig Charlotte Rampling zeigt ein wenig Esprit, Witz und Geist. Die anderen haben überhaupt keine Chance, diesbezüglich zu glänzen, selbst die beiden Hauptdarsteller nicht. Dunst hat zwar viel von ihre Mutter(Rampling), jedoch verwehrt ihr von Trier, ihre humorvollen Weise zu zeigen. Sarkasmus ist ihr auch nicht erlaubt. Gainsbourg ist dazu verdammt, die gutgläubige Ehefrau, die nur das Wohl ihrer Familie im Sinn hat, zu spielen. Da stellt sich mir wirklich die Frage, warum sich alle Stars drängeln, mit ihm zusammenzuarbeiten. Richtig schlecht ist der Film aber nicht. Ich würde ihn als mittelprächtig bezeichnen.

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