Clooney in Mitteldeutschland

Wenn ein schöner Mann in Deutschland einen Film dreht, steht selbst in der Stadt, die nach Meinung vieler Globetrotter Paris und London eingeholt habe (deren Einwohner haben selbst in trübsten Zeiten nie daran gezweifelt, jeder Metropole ebenbürtig zu sein), alles Kopf – Berlin soll immer noch ganz verrückt nach Clooney sein. Mittlerweile ist er in Halberstadt, um im gleichnamigen Dom – drei Tage lag nimmt er ihn in Beschlag – weitere Szenen für seinen neuen Film zu schießen. Als er den Film plante, dürfte er nicht damit gerechnet haben, ungestört Arbeiten zu können – bis mittags hat es heute ununterbrochen geschneit. Die Schaulustigen sind sicherlich alle zu Hause geblieben, und sollte etwas an meiner Einschätzung, dass die Clooney-Fans nicht gerade zu den hartgesottenen zählen, dran sein, machten sich auch nicht viele seiner Verehrer(Innen) auf den beschwerlichen Weg nach Halberstadt.

Angesichts des vielen Schnees wird Clooney sich fragen, warum die Alliierten nicht schon im Februar nach Mitteldeutschland eingerückt sind. Im April 1945, die Zeit, in der, so mein erster Gedanke, der Film spielen müsse, war es in Deutschland frühlingshaft warm (1,7 Grad Celsius über dem Durchschnitt). Damals kamen mit dem Frühling die „Monuments Men“ und damit gebildetsten GIs, die die USA je hatte – Kunstkenner, deren Aufgabe es war, geraubte Kunstschätze, die die Nazis an Orten lagerten, von denen sie glaubten, niemand würde sie dort finden, aufzuspüren. Wenn Clooneys Schatzjäger am 2. Januar nächsten Jahres einrücken, könnte es für ihn weitaus brenzliger als für jene Männer, die 1945 kamen, werden – wenige Tage, nachdem die Airforce viele Altstädte mitsamt ihrer wertvollen Bausubstanz und Kunstschätzen (alles konnte nicht ausgelagert werden) in Schutt und Asche gelegt hat, lässt er dort nach Beutekunst suchen. (Über die militärische Notwendigkeit lässt sich trefflich streiten. In Italien gingen die Alliierten, dank der Arbeit der „Monuments Men“, wesentlich behutsamer vor. Da entsteht der Eindruck, dass es besser gewesen wäre, hätten sich die Alliierten erst nach der Kapitulation Deutschlands geeinigt, wer was bekommen soll.)

Seitdem mich Wiki darüber aufgeklärt hat, dass Cate Blanchett eine Französin spielt, die die Résistance darüber informiert, welche Züge Kunstwerke nach Deutschland transportieren (diese sollten nicht angegriffen werden), bin ich skeptisch. (Diese Person hat es wirklich gegeben). Bleibt der Halberstädter Dom im Film der Halberstädter Dom oder wird aus ihm Chatres? Ich bin schon richtig neugierig. Komisch fände ich es aber schon, wenn die Handlung nach Deutschland verlegt hätte. Ist es hier billiger? Ist es hier einfacher, Komparsen (tausende sollen mitmachen) zu bekommen? Haben sich die Franzosen geweigert, eine Kathedrale für drei Tage dicht zu machen?

Noch mehr beschäftigt mich aber, ob dieses Jahr das erste sein wird, in dem es nur eine Jahreszeit (Winter) gibt. Angesichts des Vogelsterbens würde ein Winter uns im Sommer die Mücken vom Hals halten. Die werden nun in diesem Jahr unweigerlich kommen. (Wer soll sie nun vertilgen?)

Malheur, Malheur – Clooney dreht erst im Mai in Halberstadt. Mein Fehler.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Clooney in Mitteldeutschland

  1. Pingback: Madame De Florian und der Klimawandel | Franz, der Blogger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert