Zwei „Clowns“ bringen Merkel zu Fall

Gelingt Merkel die Quadratur des Kreises? Konkret heißt, bis zum September den Eindruck aufrechtzuerhalten, dass sie auch in einer neuen Amtsperiode Vorschlägen, die sie bisher vehement abgelehnt hat, ich denke da in erster Linie an die Einführung von Euro-Bonds (für viele eine Art Ablass; ohne ihn gäbe es keinen Petersdom), nicht zustimmen wird. Während alle Welt darüber spekuliert, ob die italienischen Parteien in der Lage sind, sich auf eine Regierung zu einigen, steht Merkel auf einmal ziemlich isoliert in Europa da – Monti, der als einziger verkündete, den eingeschlagenen Austeritätskurs fortsetzen zu wollen, was ihn automatisch zu ihrem Verbündeten machte, ist nämlich unter ferner Liefen gelandet. Ein Glück für sie, dass die drei siegreichen Parteien (vorerst) nicht miteinander können. Würden zwei von ihnen es schaffen, eine Regierung zu bilden, hätte Merkel ein ernstes Problem – wie sich der dreisten Forderung, alle (Kürzungs-)Auflagen über Bord zu werfen, erwehren?

Ausgerechnet kurz vor der Wahl müsste sie Kompromisse, die ihre Klientel überhaupt nicht mag, machen. Das würde natürlich die Chance, wiedergewählt zu werden, erheblich mindern. Und vielen dürfte bis dahin klar sein, dass es diesmal so ist wie im Fußball – vor der Wahl ist nach der Wahl, und das gleich im doppelten Sinne, denn auch nach einer Neuwahl werden sich die Machtverhältnisse in Italien nicht groß ändern, sie also, sollte sie im Herbst noch Kanzlerin sein, halt erst im Dezember einknicken müsste. Verzeihen wird ihr das kaum jemand. Kurzum – sie ist mit ihrer Politik gescheitert. Aber das war ja vorauszusehen.

Können ihre Gegner davon profitieren? Wohl kaum. Vielmehr hat es den Anschein, als ob Steinbrück mit seiner Äußerung, er sei bis zum einem gewissen Grad entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen hätten, darum kämpft, Merkel als unbeliebteste Deutsche in Italien abzulösen. Wenn es schon nicht in Deutschland reicht, dann muss man halt die Herzen der Italiener gewinnen. Typisch deutsche Arroganz? Hat er vergessen, dass selbst Zeitungen, die mit dem Cavaliere noch nie etwas am Hut hatten, sich über den Grinse-Fauxpas Merkels und Sarkozys – auf die Frage, ob Berlusconi in der Lage wäre, Reformen umzusetzen, grinsten beide abschätzig – empörten?
Selig, wer Politiker wie Steinbrück als Gegner hat.

Gehören Sie auch zu denen, die glauben, die Organisatoren des Oskars befragen die falschen Leute befragen? Und wie konnte die Verantwortlichen erlauben, Waltz in die Kategorie “Bester Nebendarsteller“ starten zu lassen, wenn dieser, wie ich mit Erstaunen am Montag erfahren habe, in „Django Unchained“ am meisten gesprochen hat? Der Österreicher hätte, so der Bericht, in die Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ gehört. Keine Ahnung, warum Tarrantino und Waltz so sehr darauf erpicht sind, Preise einzuheimsen. Nötig haben sie es jedenfalls nicht. Sie bringen andere nur um ihren verdienten Lohn. Die Pflicht der Juroren wäre es gewesen, das bei ihrer Wahl zu berücksichtigen, er darum schon aus rein formellen Gründen nicht hätte gewinnen dürfen. Fair wäre es allemal gewesen.

Tipp: Harald Schumanns Bericht über die Euro-Rettung ist wirklich sehenswert.

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