Ein neues Bier könnte entstehen

Wie zu erwarten war, hat es mit einem Platz hinter dem Mond, wo sich der ganze Ärger am besten verarbeiten ließe (siehe letzte Kolumne), nicht geklappt, dafür aber fand Wulff zum Entspannen einen Ort, der „weltabgewandter“ nicht sein könnte – um Ruhe zu finden, hat er sich in ein Kloster zurückgezogen, und das auch noch aus eigenen Stücken, worum ich ihn richtig beneide, denn ich hätte überhaupt nicht die innere Ruhe, mich an den dort herrschenden Rhythmus (eine erdrückende Stille, das immerwährende Gefühl, von der Außenwelt abgeschnitten zu ein) zu gewönnen. Mir ginge es dort wie einem Junkie, der von einem Tag auf den anderen auf Entzug gesetzt wurde – einfach schrecklich schlecht würde ich mich fühlen. Aus dem, was ich in letzter Zeit über ihn gehört und gelesen habe, schätze ich, dass er sich nicht in einem „Allerwelts-Klostern“ erholt, sondern in einem kurt, in dem es besonders streng zugeht. Mir kommen da die Kartäuser und die Trappisten – beide Orden legen großen Wert aufs Schweigen – in den Sinn. Leider habe ich nicht die Zeit gehabt, herauszufinden, ob es in puncto Disziplin Unterschiede zwischen den beiden gibt. Würde ich vor die Wahl gestellt werden, wüsste ich nicht, für welchen Orden ich mich entscheiden würde. In Billy Wilders Film „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ tragen Vertreter dieses Ordens, die in Wirklichkeit deutsche Geheimnisdienstleute sind, zwar wesentlich zum Gelingen des Werks beitragen (an Ilse von Hoffmannstal kommen sie natürlich nicht ran), so richtig warm kann ich aber dennoch nicht mit ihnen werden. Wie gut, dass ich bei meinen Recherchen für die heutige Kolumne erfahren habe, dass der Orden nicht nur Bier braut, sondern sogar ein eigenes Label (Trappist beer – Wiki widmet dem Bier eine ganze Seite) hat. Leute, die mit Bier zu tun haben, sind immer gemütlich. Zur Zeit gibt es auf der Welt nur 7 Klöster, die dieses Bier produzieren. Keines von ihnen befindet sich in Deutschland. Sollte Wulff bei den Trappisten sein und gedenken, länger bei ihnen zu verweilen, wäre es sicherlich nicht verkehrt von ihm, zu versuchen, alle jene, die sich über sein Gebaren empört haben, mit einem Bier, das nach seinem Rezept gebraut wird, zurückzugewinnen. Als Bier brauender Bundespräsident in die Geschichte einzugehen ist schon etwas besonderes. So weit hat es keiner seiner Vorgänger gebracht. Das Problem ist nur, dass die Suche nach einer erfolgversprechenden Rezeptur extrem zeitaufwändig ist. Wenn es ganz dumm läuft, kann sich niemand mehr so recht erinnern, dass er mal Bundespräsident war, wenn er der Öffentlichkeit sein Bier präsentiert bzw. das Kloster mit seinem Namen wirbt. Diesen Sonntag ist ja schon Gauck im Amt, das er, sollte bis dahin nicht noch etwas Außergewöhnliches passieren, ziemlich unbemerkt, ja fast geräuschlos, übernehmen wird. Der von mir erhoffte Wahlkampf fiel aus – die Parteien, die ihn unterstützen, haben kein Interesse daran, der Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, Klarsfeld habe eine Chance. Darum haben sie die Gegenkandidatin auch erst gar zum Vorsprechen eingeladen. Einzig und allein eine verbale Attacke eines Vertreters der katholischen Kirche bezüglich Gaucks Ehe könnte noch für Wirbel sorgen. Deren Repräsentanten halten sich aber zurück, sicherlich wegen des Ärgers, den sich ein CSU-Mann, der Gauck die Empfehlung gab, seine jetzige Lebensgefährtin zu heiraten, einhandelte. Mir persönlich ist es völlig egal, was Gauck macht. Aus Gründen der Fairness gegenüber all jenen, deren Lebenswandel die RKK in der Öffentlichkeit kritisiert, wäre es zu begrüßen, wenn die katholische Kirche sich dazu durchringen könnte, einen Eklat, den niemand braucht, herbeizuführen.

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