Nicht wir haben die Russen umzingelt, sondern sie uns

Rechtzeitiger kann dieser Winter nicht enden – seit Donnerstag nämlich haben die Russen den Ukrainern mal wieder das Gas abgedreht, diesmal wegen eines Schiedsurteils, das sie zu Netzgebührenzahlungen aufgrund einer Klausel, die Gasprom verpflichtet, eine Mindestmenge, die nicht in Anspruch genommen wurde, durch die Ukraine pumpen zu lassen, verdonnert. Das ist etwa so, als ob jemand für einen Internetanschluss zahlt, ohne im im Netz zu surfen. Vermutlich hatten die Russen gute Gründe, den Durchlauf zu senken (die Erklärung Gasproms ist bis jetzt recht dürftig.) Das Gericht in Stockholm hat das anders gesehen. Da Europa bis jetzt das Gas nicht ausgegangen ist, wäre das kein großes Thema (nur die Ukrainer leiden im Augenblick – Kindergärten, Schulen und Unis müssen schließen bzw. arbeiten eingeschränkt), wenn die Naturschützer nicht gegen eine zweite Gas-Pipeline durch die Ostsee wären sowie der Jetstream, der die Kälte dort hält, wo sie hingehört, nämlich rund um den Nordpol, aufgrund der globalen Erwärmung nicht schwächeln würde. Einziger Lichtblick ist Trump, der gestern wegen eines Satzes, den man von den Russen nie hören würde, für Schlagzeilen sorgte – angesichts der Milliarden, die die USA im Handel mit fast jedem Staat verliere, seien Handelskriege leicht zu gewinnen. Will die EU wirklich ihr Gas von den USA beziehen? Dann lieber doch die Russen, die zudem wesentlich billiger liefern können, wenn man sie denn nur ließe. Statt für Versorgungssicherheit zu sorgen, setzen die Europäer alles daran, zu verhindern, dass die Russen sich von den Ländern, die einst zur Sowjetunion, allen voran die Ukrainer, gehörten, unabhängig machen. Sie haben aber nicht verhindern können, dass die Häfen des Baltikums nicht mehr gebraucht werden. Eine wichtige Eisenbahnlinie, die das Territorium der Ukraine entlang der Grenze streift, hat man einfach ein paar Kilometer nach Osten verlegt. Die Einnahmen aus der Nutzung der Anlagen auf der Krim sind nach deren Einverleibung ebenfalls weggefallen. Gleiches soll dank der Leitung unterm Meer auch mit dem Durchleitungsgebühren fürs Gas geschehen. Putin setzt die Tradition, die mit Peter I angefangen hat, erfolgreich fort. Ob die Russen das ähnlich sehen, wir sich bei den Wahlen in 3 Wochen zeigen. In einem Bericht war zu lesen, dass die Russen am liebsten den Kommunisten als Präsidenten sehen würde, darum dessen Umfragewerte künstlich an unten geschraubt würden. Gewänne der Außenseiter gewinnen, käme dies einem Nein zur GroKo gleich. Wegen ihres sicheren Sieges hat Nahles demütig erklärt, sie schlafe von Nacht zu Nacht schlechter. Am Sonntag wissen wir, ob Kühnert ihren Job übernehmen muss.

PS1: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, daher Kinseher alles richtig gemacht. Nun muss sich ein anderer mit Söder, dem Problemkind „Mama“ Bavarias, herumärgern. (8 Jahre lang hat sie versucht, ihn zu erziehen.) Ich tippe als Nachfolger auf Schleich, der als Franz-Joseph-Strauß sich wortgewandt darüber beklagen wird, wie Söder u. Co. sein stolzes Bayern heruntergewirtschaftet haben. Ihr schönster Gag: „Ich glaube ja, man hat sich in ganz Deutschland nichts sehnlicher gewünscht als Horst Seehofer als Heimatminister. Ich frag mich nur: Wie geht es da einem Oberlausitzer? Der Oberlausitzer denkt sich doch: Kaum ist der Russe weg, kommt der Bayer!“.

PS2: Opa Hoppenstedts Miniatur-Kernkraftwerk kann endlich mehr, als nur Löcher in die Decke zu sprengen – die Russen haben es geschafft, diesen in einen Marschflugkörper einzubauen, so dass man, wenn dieser einmal gestartet wurde, sagen kann, wenn er nicht abgestürzt ist, fliegt er heute noch. Scheinbar tun sich die Russen mit der Namenswahl schwerer als mit der Entwicklung ihrer Waffen. Mir fällt auch nichts Intelligentes ein (natürlich maße ich mir nicht an, daraus zu schließen, dass ich einen guten Konstrukteur abgeben würde). Wie wäre es mit „Roter Oktober“ (die Unterwasser-Drohne) und „Juri Gagarin“?

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