Was haben Fahrverbote und der Brexit gemein?

Kommen nach den Blitzer-Apps nun die Diesel-Apps? So toll auch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist, den Städten zu erlauben, Fahrverbote für Straßen oder gar ganze Stadtteile zu verhängen, darf nicht vergessen werden, dass die Fahrer, die davon betroffen sind, sich zu helfen wissen werden – Apps, die ihnen sagen, wie sie am besten die Straßen, die von den Rußern nicht mehr genutzt werden dürfen, umfahren können, sind sicherlich schon längst programmiert. Am Ende wird es dahin hinauslaufen, dass der Feinstaub nun über eine größere Fläche verteilt wird, statt geballt an wichtigen Verbindungen aufzutreten. Vielleicht treffen die Fahrverbote ja gar nicht PKW-Fahrer, sondern nur LKW und Busse, so dass der Normalfahrer sich gar nicht erst eine App zuzulegen braucht. Wenn die Koalition den Wählern schon nicht einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr anbieten möchte, dann könnte sie wenigstens dafür sogen, dass sich die Nahverkehrsbetriebe E-Busse leisten können. Die Stadtverwaltung Moskaus hat für dieses Jahr 300 bestellt (so sind sie, die rückständigen Russen). In zwei Jahren sollen nur noch E-Busse fahren. Der hiesige Verkehrsbetrieb sollte darum mit dem Kauf seiner 3 neuen Diesel-Busse noch warten – vielleicht entschließt sich die Regierung ja noch, ein Bus-Programm aufzulegen. Halle, die einzige Stadt, von Berlin mal abgesehen, im Osten, der Fahrverbote drohen, würde sich freuen. Dass Fahrverbote die Deutschen, die ihren Diesel abgöttisch lieben, veranlassen werden, den Motor zu wechseln, ist genauso unwahrscheinlich wie eine Entscheidung der Briten, den Brexit, der ihnen nur Unglück bringen wird, zurückzunehmen. In England gilt man heutzutage schon als Lichtgestalt, wenn man sich zu einer Zollunion bekennt. Einen Mann wie Churchill, der die Lage richtig einzuschätzen weiß sowie es versteht, dementsprechend zu handeln, ist eben nicht in jeder existenziellen Situation zur Hand. Stattdessen müssen die Briten mit Corbyn, einem eingefleischten EU-Gegner, vorliebnehmen. Der konnte sich gerade einmal zu dem Bekenntnis, mit der EU eine Zollgemeinschaft anzustreben, durchringen. Ein britischer Varoufakis, der ihn vor dem Referendum eindringlich gebeten haben soll, sich vehement für den Verbleib in der EU einzusetzen, hätte natürlich anders gehalten. Corbyn ist leider beratungsresistent. Er glaubt wirklich, es wäre ohne die EU leichter, den Arbeitnehmern in seinem Land mehr Rechte einzuräumen. Trotz seiner weder- Fisch-noch-Fleisch-Politik sollen sich seine Chancen, May als Premier abzulösen, verbessert haben. Recht glauben kann ich das nicht. Eher gewinnt ein bis jetzt völlig Unbekannter, der die Wähler davon überzeugt, in der Union zu bleiben, die nächste Wahl. Je länger May durchhält, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Corbyn es nicht schaffen wird. Und daran wäre er selbst schuld.

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