Olympia ohne Russen – es gibt Schlimmeres

Pfeif auf Olympia, wenn die Viertklässler, von denen ich hoffe, dass sie nicht gedopt (oder schon Wochen vorher die entsprechende Texte, anhand derer die Einstufung erfolgte, durchgearbeitet) haben, am besten in der Welt lesen können. Mit der Gewissheit, nicht mehr nur auf Athleten, die für das Ansehen Russlands bei Olympia alles abräumen müssen, angewiesen zu sein, sollte der Kreml den Ausschluss sportlich nehmen. Gestraft sind nur die Sportler, die Teil eines Doping-Systems, das schnelle Erfolge und damit Anerkennung versprach, waren – die dürfen, sofern sie des Dopings überführt wurden, in Korea nicht teilnehmen. (Und natürlich jene, die wegen des Dopings um Medaillen gebracht worden waren.) Sie sind die Opfer eines Programms, das wohl nur ins Leben gerufen wurde, weil man in Sotschi nicht als Wintersportnation zweiter Klasse dastehen wollte. Vielleicht wären die Manipulationen auch gar nicht aufgeflogen, hätte es nicht einen Whistleblower, der in die Sache bestens involviert war, gegeben. Gestraft sind aber auch die Liebhaber der Musik – erst im Juni des nächsten Jahres wird ihnen vergönnt sein, die russische Nationalhymne live hören zu können. Ich hoffe, dass es mir dann nicht so wie „Ekel“ Alfred, der immer aus dem Sessel gestiegen ist, wenn bei Fußballspielen die deutsche Hymne gespielt wurde, geht. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich nur wegen der Musik aufstehen würde, währenddessen Alfred der Patriotismus aus dem Sessel hievte. Bei Olympia und Weltmeisterschaften darf man schon einmal Patriot zu sein. In der Politik schon weniger, wie der Brexit-Verhandlungen zeigen, denn aus nationalen Gründen, nämlich der Einführung einer Art Grenzkontrollen innerhalb Großbritanniens, haben die ultrakonservativen Unionisten May verwehrt, dem Grenzabkommen mit Irland, in dem vorgesehen war, alles so zu lassen, wie es ist, zuzustimmen. Die Briten hätten ihre Ware über Nordirland und Irland zollfrei in die EU bzw. auf den Kontinent exportieren können. Vermutlich hätten sie nicht einmal die Ladung zu löschen brauchen – ein kurzes Festmachen (5 Minuten pro Hafen) würde unter diesen Umständen ausreichen, um die die Güter weiterzuverschiffen (Handelsrechtler werden das womöglich anders sehen). Daraus wird erst einmal nichts. Wegen der Unionisten wird Belfast nicht das Hongkong Europas werden. Dabei hätten die Briten, wenn sie EU-Normen beibehielten, sogar auf Kontrollen der Schiffe nach Nordirland verzichten können. (Nur Chlorhähnchen aus den USA würden, wenn ich es richtig verstanden habe, Probleme bereiten.) Damit nicht genug mit dem Bizarren – Saakaschwili (ein ..aschwili hätte der Welt nun wirklich gereicht) ist heute der Polizei entrissen worden. Mehrere Stunden sollen seine Anhänger gebraucht haben, ihn aus dem Polizeiwagen zu befreien. Das wirft natürlich die Frage auf, warum die Einsatzkräfte nicht verstärkt wurden. (Mit prorussischen Demonstranten hätten die Polizisten übrigens nicht viel Federlesen gemacht.) Die Ukraine scheint fragiler als gedacht zu sein. Und das ausgerechnet ein Freund des Westens der Welt zeigt, wie schwach Poroschenko ist, hätte sich hierzulande von jenen, die dem Maidan nahestehen, niemand träumen lassen.

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