Detective Dee – das ist mal ein Superheld

Peking-Oper, Ai Weiwei und Lang Lang – mehr wäre mir bis gestern nicht eingefallen, wenn mich jemand unter der Bedingung, mir 1 Minute zum Überlegen zu geben, gefragt hätte, was ich über die zeitgenössische Kultur Chinas weiß. Dank Arte habe ich eine weitere Person in mein Gehirn einspeisen dürfen, nämlich Detective Dee, der in Chang’an ermittelt, einer Millionen Metropole, die wie London, wo ungefähr 1250 Jahre später ein Ermittler, dem der Chinese lt, diverser Artikel ähneln soll, berühmt werden sollte, vom Handel, der über die See abgewickelt wird, lebt. Dee hat zwar einen Watson, der sich, wie kann es auch anders sein, mit Medizin beschäftigt, doch im Gegensatz zu den neuen Folgen, nach deren Ende ich mich immer Frage, wie lange er es noch mit dem Stinkstiefel Holmes aushält, ist das Verhältnis der beiden kumpelhaft, was vermutlich mit der Mentalität der Asiaten, die sehr auf Ausgleich bedacht sind, zu tun hat. Wer in einem Land lebt, wo Architektur und Design maßgeblich vom Feng Shui beeinflusst werden, kann nicht einfach zwei Leute, die sich ständig Haaren haben, präsentieren. Und da Dees Abenteuer wesentlich aufregender und gefährlicher als jene Holmes‘ sind, macht es auch Sinn, dass sie sich recht gut verstehen. Ich finde es jedenfalls wohltuend, dass sich der Regisseur dem Trend, den Detektiv als egomanisches Monster, der seine Mitmenschen ständig vor den Kopf stößt, zu zeigen, widersetzt hat. Rundherum ein sehenswerter Film, der am Anfang wie eine Peking-Oper, die für unsere Ohren unerträglich ist, daherkommt. 10 Minuten habe ich gebraucht, bis ich mich nicht mehr fremd in meinem Wohnzimmer gefühlt habe. Ich denke, die Zeit kann man opfern. Jedenfalls bin ich reichlich entschädigt worden. Schafft es die westliche Gesellschaft, die Quintessenz des Films, nämlich Angriffe gegen den Staat zusammen abzuwehren, sich zu eigen zu machen? Im Augenblick sieht es danach aus, als ob der Westen dabei ist, sich selbst zu zerfleischen. Aber wenigstens wird es nun interessant bzw. richtig konkret – jedenfalls in Amerika, wo in einer Mail, die Trumps Sohn erhalten haben soll, steht, Russlands Chefankläger könne Information, die Clinton schaden, weitergeben. Zur Zeit dreht sich alles darum, ob es Landesverrat sei, mit dem Dokumenten haussieren zu gehen. Es ist jedoch gut möglich, dass diese Daten Clinton schaden könnten. Am Ende könnte es nur Verlierer geben. Ab heute gibt es kein Zurück mehr – Trump wird die Beschuldigungen nicht mehr aussitzen können.

PS: Hier der Link zum Film. Vier Tage hält Arte ihn noch vor.

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