Der nützlichste Kalender, den die Welt je gesehen hat.

Den Schweden geht der Müll aus, und wenn dabei auch Müllkalender in der Art, wie unsere Stadtwirtschaft ihn heute mir zugeschickt hat, dazu beigetragen haben, die Menschen umweltbewusster zu machen, sei den Stadtwerken noch einmal verziehen. Nützlicher kann ein Kalender wirklich nicht sein, denn jeden Monat packen die Stadtwerke ein neues Thema an. In dem Monat, in dem ich Geburtstag habe, ist die Sperrmüllentsorgung dran. Dort erfahre ich, dass ganz hinten die Sperrmüllkarte, von dessen Gebrauch ich wegen des zu erwartenden Runs der Sammler abrate, zu finden ist. Innerhalb von 5 Wochen würden die Sachen abgeholt werden. Der Abholtermin werde drei Tage vorher bekanntgegeben. Für mich, der sofort nach dem Auspacken immer auf die Seite, wo sein Geburtstag steht, blättert, um zu wissen, ob zu den vielen Prominenten, die an diesem Tag geboren wurden, noch weitere hinzugekommen sind (seit Jahren stehen dort die gleichen Namen), ist das natürlich ein großer Schock, auf diese Information verzichten zu müssen. Wie gut, dass ich bereits über einen althergebrachten Datumsanzeiger verfüge, denn da ich es mir zur Angewohnheit gemacht habe, mir die Superstars aller Genres wegen des jährlichen Waus nicht zu merken, wäre ich in diesem Jahr fast um dieses Erlebnis gebracht worden. Da die hilfreiche Informationen nicht alphabetisch, sondern monatsweise aufgeführt werden, dauert es natürlich ein wenig länger, zu diesen zu stoßen, zumal auf den Seiten noch Menschen zu sehen sind, die den Eindruck vermitteln, wer bei diesem Versorger arbeitet, müsse im Paradies angekommen sein. Wer dort schaffen darf, kommt abends richtig erholt nach Hause, so dass er auch mal völlig übernächtigt seinen Dienst antreten kann. Nach dem dritten Mal des Nachschlagens sollte man sich aber nicht mehr von den freundlichen Gesichtern ablenken lassen. Die herkömmlichen Jahrweiser bieten dagegen nur schöne Bilder oder überflüssiges Wissen, oft beide auch zusammen. Dass sie dennoch nicht totzukriegen sind, liegt an den Kulturbeflissen, die entgegen aller Vorhersagen weit davon entfernt sind, auszusterben. Dank des Internets gäbe es nun sogar die Möglichkeit, Musikkalender herauszubringen. Natürlich sollte das Stück, was jede Woche gespielt wird, für den Hörer eine Überraschung sein – eine Adventskalender, der über das ganze Jahr geht. Leider kann ich dem Reinigungskalender nicht entnehmen, ob er aus Recyclingpapier hergestellt wurde. Womit ich bei den Schweden wäre, bei denen lt. Independent nichts mehr auf der Deponie landen soll (lächerliche 1% des Abfalls). Vermutlich sind sie im Norden dort angekommen, wo die DDR schon einmal war – alles, war zu reparieren ging, wurde wieder in Stand gesetzt. Beim Müll sah es nicht ganz so gut aus. Zurück in die Zukunft. Da sich aber vieles nicht mehr reparieren lässt, muss erst einmal das große Wegwerfen beginnen, um ins Reparaturzeitalter einsteigen zu können.

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