Nichts kann die Wähler vergraulen

Machen ausgerechnet die Erfinder des Personenkultes die besseren News-Blogs? Ja, es gibt ihn wirklich, den Blog, der es wagt, die beiden Wahlprotagonisten links liegen zu lassen, um sich auf das Wesentliche, was in Amerika heißt, darüber zu berichten, ob bspw. überall die Wahlautomaten funktionieren (natürlich nicht, denn in Pennsylvania beschweren sich Wähler darüber, dass der Automat Stimmen für Trump in welche für Clinton umgewandelt haben soll). Sputnik (trotz der Warnung kann man die Seite bedenkenlos anklicken) teilt seinen Lesern sogar mit, dass in Florida zwei „Wahlhelfer“ wegen einer Verletzung des Wahlrechts gefeuert wurden. Wen interessiert angesichts dieser nützlichen Informationen noch, wo Clinton den heutigen Abend verbringt? Dass Trump während der Stimmenabgabe argwöhnisch seine Frau beäugt, der er scheinbar zutraut, dass sie Clinton wählen könnte, ist zwar lustig, jedoch auch kein großer Hit. Ein Wahltag, bei der die Kandidaten erst wieder in den Fokus der Medien geraten, wenn das Ergebnis verkündet wird, ist genau nach meinem Geschmack. Etwas anderes haben die beiden Kandidaten, denen nachgesagt wird, sie hätten den niveaulosesten Wahlkampf in der Geschichte Amerikas geführt, auch nicht verdient. Dass ausgerechnet die schlechteste Kampagne aller Zeiten die Wähler en gros an die Urnen treibt, ist rational nicht zu erklären. Statt sich von der Politik abzuwenden, stürmen die Bürger die Wahllokale. Ich hoffe, viele machen es so wie der Gouverneur Massachusetts‘ – der hat sich nämlich dazu entschlossen, kein Kreuz zu machen. Der Kick, den dieser Abend auslöst, ist, morgen früh in den Nachrichten zu hören, wider aller Meinungsumfragen habe Trump die Wahl gewonnen, was für jene, die den Wähler ausforschen, ein Fiasko wäre, denn schon beim Brexit haben sie völlig falsch gelegen. Zu ihrer Ehrenrettung können sie sagen, Trump Außenseiterchancen eingestanden zu haben. Wenn Locke es schafft, stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht besser ist, im nächsten Jahr Merkel nicht zu wählen, denn nur so kann man sie vor ihm, der jede Frau anmacht, zu schützen. Aber wer will schon auf Meldungen wie jener, dass er versucht habe, ihr einen Kuss zu geben, verzichten? Allein schon wegen passender Überschriften wären Horden von Journalisten den ganzen Tag damit beschäftigt, im Voraus Titel zu erstellen. Man will schließlich gerüstet sein. Das sind die Russen schon, nichtsdestotrotz ist heute zu lesen, wegen der Wahlen würde der Angriff auf Aleppo, der mit Cruise Missiles eingeleitet werden soll, erst morgen beginnen. Russlands dampfendes Ungetüm namens Kuznezow hat es also bis zur Küste Syriens geschafft. Nun kann es losgehen. Den Syrien kann man nur wünschen, dass sie sich besser als die Kräfte, die in Mosul gegen den ISIS vorrücken, schlagen. Die Verluste sollen immens hoch sein. Sogar Amerikaner seien unter den Toten, wird berichtet.

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