Mutter Teresa – ab Sonntag ist sie heilig

Da der Papst, der als Reisemuffel gilt, noch einmal Glück gehabt – wenn Mutter Teresa in Kalkutta die Mutter Gottes erschienen wäre (so wie es Bernadette Soubirous 1858 in Lourdes passiert ist), hätte er am Sonntag dort eine Marienfigur einweihen müssen, die sich, erzkonservativ wie sie nun mal war, nicht von jener, die in der Grotte von Massabielle steht, unterschieden hätte (ich glaube nicht, dass ihr Maria als Traktorist- oder Rechtsanwältin erschienen wäre). Vermutlich hat sie ihr ganzes Leben darauf gehofft, dass ihr das widerfahren würde – heilig sind viele in der katholischen Kirche, jedoch ist die Zahl derer, die es geschafft haben, dass man wegen ihnen sich auf eine Pilgerfahrt begibt, verschwindend klein. Und nach Kalkutta wären viele gepilgert. Nun wird sie am Sonntag eine Heilige, was nicht heißt, dass man sich dann nicht mehr über sie lustig machen darf. (Ich versuche dennoch, bis übermorgen meine Kolumne abzuschließen. Sicher ist sicher.) Das klingt zwar sehr erhaben, aber wenn man es mit den hiesigen Auszeichnungen vergleicht, wäre es so, als würde Gauck Mutter Teresa das Bundesverdienstkreuz überreichen. In der DDR wäre sie Held der DDR geworden. Wer Mutter Theresa nur aus „Naked Gun“ kennt, wird sich fragen, wie man sie heiligsprechen kann. (Man hat sie auch schon mit einer Überdosis gesehen.) So recht weiß ich auch keine Antwort darauf. Ziemlich überrascht hat mich, zu erfahren, dass sie nicht so spartanisch (Stichwort Privatjets), wie ich dachte, gelebt hat. Ein Arzt in Kalkutta hat sie gar als „mittelalterlicher Kreatur der Dunkelheit“ bezeichnet. Da viele die katholische Kirche für ein Überbleibsel des Mittelalters halten, scheint ihre Heiligsprechung folgerichtig zu sein. Wenigstens hat das ZDF das Ereignis genutzt, den Internetnutzern die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Petersdom vertraut zu machen. Aber ist es denn notwendig, einen Link auf die Seite, wo man sehen kann, wie Mutter Teresa gelebt hat (die Luxusmöbel hat man natürlich beiseite geschafft) zu setzen?

Früher waren es die Baumwollpflückern vom Mississippi, denen es schlecht ging. So miserabel waren ihre Lebensbedingungen, dass Wilder in „Eins, Zwei, Drei“ die Tochter des Coca Cola Chefs sagen lässt, bevor sie für immer nach Moskau gehe, werde sie ihren Nerzmantel den geschundenen Seelen am Mississippi schenken. Mehr als 50 Jahre später hat sich an der Misere nur Ort geändert. Und ausgerechnet RT berichtet darüber – in Usbekistan ließ Karimov, der heute verstorben ist, zu, dass Kinder die Baumwolle ernten mussten. Im Jahr 2014 schickte er gleich eine Millionen Leute in die Felder. Mich würde wundern, wenn jemand um ihn trauerte. Und da nicht anzunehmen ist, dass die Politik seines Nachfolger besser wird, könnte Russland in naher Zukunft wieder ein Stückchen größer werden. Immerhin bringt das Land 30 Millionen Menschen in die Union ein. Nach der Krim nun Usbekistan. Für Clinton wäre das ein Albtraum.

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