Der Sommer bleibt, die Russen kommen

Will dieser Sommer überhaupt nicht mehr aufhören? Fast habe ich den Eindruck, der Sommer muss ein Bündnis mit Merkel eingegangen sein, denn trotz meiner letzten Kolumne, in der ich versucht habe, darzulegen, wie schwer für sie das Regieren in der nächsten Wahlperiode wird, hat sie sich beim ZDF nicht dazu durchringen können, zu verkünden, dass sie auf eine vierte Amtszeit verzichten werde. (Wenn Merkel wieder im Amt ist, wird es zum ersten Mal so sein wie bei Kohl, der Bundeskanzler wurde, obwohl für ihn bei drei von vier Wahlen keiner gestimmt haben wollte.) Da sich der Wetterbericht nie irrt, darf sich die Stadt noch auf 14 hochsommerliche Tage freuen, an denen es, und das ist das einzig Gute, nicht so heiß wie am letzten Wochenende – zum größten Volksfest Sachsen-Anhalts kamen glatt 40.000 weniger als im Vorjahr – werden soll. Wenigstens dürfen sich ab nun auch wieder Menschen, die nicht hitzebeständig sind, ins Freie wagen. Während der Sommer es also gut mit uns meint, haben die Fernsehmacher den Klimawandel verschlafen, denn gerade einmal Anne Will beendet die Sommerpause (auch wenn nach derzeitigem Erkenntnisstand ein Wochenende zu früh) zu einer Zeit, an dem der Zuschauer wieder aufnahmebereit ist. Plasberg jedoch stört bereits seit mindestens einer Woche dem biologischen Rhythmus der Zuschauer, die aufgrund der Temperaturen gar nicht darauf eingestellt sein können, die Diskussionen in den Talkrunden zu verfolgen. Selbst Leute, die sich für Politik interessieren, wollen im Sommer davon nichts wissen. Es ist, als ob man einen Bären bei 30 Grad Minus zwingen würde, seinen Winterschlaf zu beenden und aus seinem Bau zu kommen. Dass der nicht begeistert sein wird, versteht sich. Die Programmgestalter in den Sendern machten nichts falsch, wenn sie Ilner und Co. im nächsten Jahr bis Ende September frei geben würden. Wegen der Wahlen und Luther (Leuten im Luther-Jahr Müßiggang zu verordnen, könnte dessen Ruf, der unter den Katholiken eh schlechter nicht sein kann, schädigen) werden wir uns aber bis zum Jahr 2018 gedulden müssen.

Angesichts völlig überflüssiger Verluste scheinen die Russen mit ihrer Geduld am Ende zu sein – um Assads Soldaten vor dem Abschlachten zu bewahren, haben sie sich entschlossen, mehr als 100 russische Marinesoldaten, die die syrischen anleiten sollen, nach Aleppo zu schicken. Wegen diverser Videos, auf denen zu sehen ist, wie Dschihadisten mit Panzerabwehrlenkwaffen die syrische Infanterie dezimieren (da sie in kleinen Gruppen völlig ungedeckt herumstehen, laden sie den Gegner geradewegs dazu ein, auf sie zu zielen), wird es höchste Zeit, dass die Russen helfend eingreifen. Nichts gegen das Prinzip „Learning by Doing“, aber im Häuserkampf ist es absolut fehl am Platze. Wegen dieser Bilder braucht sich niemand zu wundern, warum niemand in Assads Armee kämpfen will.

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